Kommt es oft vor, dass du an deinem Partner/deiner Partnerin etwas auszusetzen hast?

Ertappst du dich dabei, dass du deine Kinder immer wieder ermahnst, dass sie gerade sitzen sollen, den Mund beim Essen schließen, ihr Zimmer aufräumen…

Findest du irgendwie immer etwas „zu verbessern“ oder zu kritisieren?

So geht es sehr vielen Menschen. Meiner Erfahrung nach sind es vermehrt Frauen, die sehr selbstkritisch sind und die auch an anderen herum verbessern, nörgeln und kritisieren. Ich kenne das natürlich auch von mir selbst.

Vielleicht denkst du jetzt: „Kritik ist doch ganz normal!“ oder „Das ist doch nur gut gemeint.“

Mit beidem hast du wahrscheinlich Recht.

Allerdings ist es deshalb noch lange nicht förderlich für deine Beziehungen.

Im Gegenteil.

Auf Dauer sind Kritik, Nörgelei und Vorwürfe Gift für deine Beziehungen.

Gemeint ist hier besonders die Art von Kritik, die ungefragt geäußert wird, die anklagt und die vom anderen verlangt, dass er/sie etwas oder sich ändern soll.

Aber wieso sind wir eigentlich so kritisch?

Nun, ich behaupte, dass wir alle mit reichlich Lob und Kritik aufgewachsen sind.

Von ganz klein auf haben wir gelernt, dass es immer etwas zu verbessern gilt.

Dass wir anscheinend noch so viel lernen müssen.

Dass wir uns nicht so geben dürfen, wie wir gerade sind.

Und wir haben beobachtet, dass Menschen einander oft (direkt oder auch hinter dem Rücken) kritisieren. Und daraus geschlossen, dass das anscheinend dazu gehört.

Zeit, dieses Verhalten zu hinterfragen.

Kritik führt zu Anpassung aus Angst vor Schmerz.

Du wirst jetzt vielleicht denken:

Prima. Schließlich will ich erreichen, dass z. B. mein Mann endlich seine Socken wegräumt, den Geschirrspüler einräumt oder pünktlich zum Termin erscheint.

Und dass meine Kinder sich benehmen.

Sie sollen sich also anpassen.

Da kann ein wenig Angst nicht schaden 😉

Das Dumme ist nur, dass der andere sich nicht nur merkt, dass er/sie z. B. die Socken wegräumen soll, sondern vor allem, dass DU ihn/sie kritisiert hast und wie sich das anfühlt.

Jede Anklage, Beschwerde, Kritik, jede verbale und/oder non-verbale Zurechtweisung wird unbewusst abgespeichert.

Und je öfter so etwas vorkommt, umso nachhaltiger ist natürlich die unangenehme Erinnerung.

Wir aktivieren unseren Schutzpanzer. Reagieren mit Unsicherheit, Widerstand oder gehen auf Distanz. Vertrauen und Offenheit sind erst einmal weg.

Dabei wollen wir uns gerade in unseren privaten Beziehungen (Partnerschaft, Familie, Freundeskreis) wohl und sicher fühlen.

Wir Menschen brauchen Akzeptanz und das Gefühl, willkommen zu sein

Um uns zu öffnen.

Um zu wachsen.

Um dazu zu lernen.

So wie die Blumen, wenn die Sonne auf sie scheint.

Kritik bewirkt das Gegenteil.

Natürlich ist nicht immer nur alles eitel Wonne und über manche Dinge kann und sollte man auch nicht hinweg sehen.

Aber wo ist die Grenze?

5:1 Regel

Der amerikanische Scheidungsforscher John Gottmann hat heraus gefunden, dass wir für gelingende Beziehungen 5-mal mehr positive Kommunikation brauchen, als negative.

Wenn wir unsere Partner kritisieren, dann wird das von ihnen als Angriff auf die gemeinsame Beziehung erlebt. Um dies „wieder gut zu machen“ benötigen wir 5mal so viel positive Zeichen/Taten/Dinge, wie wir an negativer Energie losgeworden sind.

Es lohnt sich also wirklich, das eigene kritische Verhalten zu hinterfragen und die eigenen kritischen Gedanken regelmäßig einer Prüfung zu unterziehen.

Hier sind 7 Fragen, die dich von Kritik befreien:

Wenn dir etwas nicht gefällt und du am liebsten kritisieren oder jemandem etwas vorwerfen möchtest, frage dich zuerst:

1) Würde mich das auch stören, wenn ich gerade gut drauf wäre?

Wenn die Antwort „Nein“ ist, dann könntest du dich zuerst mit deiner Befindlichkeit beschäftigen. Und dich fragen: Was kann ich tun, damit es mir jetzt besser geht und ich mich wohler fühle?

2) Wem hilft es wirklich, wenn ich meine kritischen Gedanken jetzt ausdrücke?

Willst du angestauten Ärger loswerden oder wirklich etwas zur Verbesserung einer Situation beitragen?

Wenn du jemandem mit deiner Kritik helfen möchtest, dann frage dein Gegenüber vorher, ob es deine Meinung/Kritik überhaupt hören möchte.

3) Wie würde ich mich fühlen, wenn mir das jemand sagt?

Diese Überlegung kann dir zu mehr Einfühlung für die Situation verhelfen.

Und dich von mancher unüberlegten Äußerung bewahren.

4) Ist das meine Angelegenheit?

Byron Katie (Erfinderin von „The Work“) hat eine tolle Frage, die du dir immer dann stellen kannst, wenn du dich für etwas oder jemanden verantwortlich „fühlst“.

„Ist es meine, deine oder Gottes Angelegenheit?“

Worum geht es mir wirklich?

Diese Frage ist für typische Weltverbesserer und engagierte Retter nichtso leicht zu beantworten. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich selber einer war.

Ich gebe dir ein Beispiel:

Wenn du deiner besten Freundin sagen möchtest, dass du die Art, wie sie ihr Kind erzieht gerade nicht gut findest.

Frage dich zuerst:

„Ist es wirklich meine Angelegenheit?“

Sorry, ist es nicht. Also nein.

„Worum geht es wirklich?“

Darum, dass du dir wahrscheinlich Sorgen machst.

„Wie fühle ich mich dabei?“

Hilflos, ängstlich, ärgerlich. Verantwortlich ist kein Gefühl. Das ist ein Gedanke.

Und nein, du bist nicht verantwortlich.

Erkenne, welche Gefühle die Situation in dir auslöst und kümmere dich zuerst um dich selbst. Sortiere dich.

Später kannst du sie immer noch respektvoll fragen, ob sie deine Meinung hören möchte.

6) Worauf könnte ich noch meine Aufmerksamkeit richten?

Diese Frage ist deshalb so genial, weil sie dir zeigt, dass du immer die Wahl hast, worauf du deinen Fokus richtest. Und dass es in jeder Situation auch Gutes zu entdecken gibt. Dass jeder Mensch auch viele gute Eigenschaften hat. Auch wenn er sie gerade nicht zeigen kann.

7) Wer möchte ich in dieser Situation für mein Gegenüber (Partner, Kinder…) sein?

Erinnere dich daran, worum es in dieser Beziehung eigentlich geht.

Wer möchtest du für den Menschen dir gegenüber sein?.

Kritiker, strenge Beurteilerin, Lehrmeisterin, Besserwisserin oder doch Unterstützerin, liebevolle Begleiterin, Mensch zum Anlehnen, Geliebte/r, Vertrauensperson … ?

Bitte sei dir darüber im Klaren, dass meist eines das andere ausschließt.

Falls dein innerer Kritiker immer noch nicht zufrieden sein sollte, hilft dir vielleicht folgende Einsicht:

Deine Kritik sagt mehr über dich selbst aus, als über dein Gegenüber.

Das ist vielleicht anfangs schwer anzunehmen. Ist aber so.

Wenn dich eine Sache stört, dann deshalb, weil deine Bedürfnisse und Werte gerade nicht erfüllt sind. Deine Kritik zeigt, was dir in der Situation wichtig wäre, was du dir wünschen würdest, was du für richtig hältst.

UND NICHT, WAS ALLGEMEIN RICHTUNG UND FALSCH IST.

Ach und:

Kritische Gedanken sind auch nur Gedanken. Du bestimmst, wie ernst du sie nehmen willst.

Sprich deshalb lieber wertschätzend und in ICH-Botschaften.

Konzentriere dich auf das Gute.

Sprich deine Bedürfnisse und Wünsche aus.

Und vor allem:

Stelle die Beziehung in den Vordergrund.

Du wirst überrascht sein, wie gut das ankommt! 🙂

Ach und: Bitte vergiss´ bei allen guten Vorsätzen nicht: Niemand ist perfekt! Auch nicht beim Nicht-Kritisieren.

Gewohnheiten zu verändern braucht Zeit. Und glaub´ mir, ich weiß wovon ich spreche!

Fange also am besten gleich heute damit an!

Alles Gute dafür wünscht dir

Dein persönlicher Coach und Friedensstifterin

Alexandra

 

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